Am vorigen Samstag haben sich die Kader der Partei „Die Rechte“ einen Eindruck davon verschaffen können, wie die hiesige Bevölkerung zu Nazis steht. Vorsichtig ausgedrückt: sehr kritisch. Und so standen die überwiegend aus dem westlichen Westfalen angereisten Vertreter der extremen Rechten sehr einsam auf dem Marktplatz.
Deswegen müssen wir aber kein Mitleid mit ihnen haben. Die Männer, die dort eine Mahnwache oder Kundgebung hielten – bis zuletzt blieb es unklar, was das nun eigentlich sein sollte – wissen, dass ihnen ein Rückhalt in der Bevölkerung fast völlig fehlt. Bei Wahlen landen sie zuverlässig im Bereich von 0,1% des Stimmenanteils. Die Rolle, die sie spielen, ist vielmehr die eines gut organisierten Stoßtrupps, der auf Provokation und Zwietracht setzt. Davon konnten sich die etwa 300 Horn-Bad Meinberger und ihre Freunde aus dem Umland überzeugen, die in nur 48 Stunden in den Sommerferien informiert und mobilisiert werden konnten. Kurz vor 13 Uhr traf der Kleinbus der Rechten mit Dortmunder Kennzeichen ein. Noch bevor sie auf dem Marktplatz ihre Lautsprecheranlage und ihr Banner auspackten, machte sich ein Grüppchen um den mehrfach vorbestraften Bundesvorsitzenden der Partei schnurstracks auf den Weg zu den auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehenden Gegendemonstranten und begannen sofort, diese zu provozieren. Der Verdacht liegt nahe, dass sie sich bei der Auswahl ihrer „Gesprächspartner“ unter den Hornschen vor allem von deren Aussehen leiten ließen: Männlich, eher jung, eher sportlich, eher dunkelhaarig. Die Provozierten reagierten besonnen und der kleine rechte Stoßtrupp ließ dann auch von ihnen ab.
Es gab nicht nur erfreulich viele Gegendemonstranten, die u.a. vom Arbeitskreis gegen Nazis (AGN) in Horn-Bad Meinberg zur Teilnahme aufgerufen waren; schön zu sehen war vor allem, dass sich hier Menschen aller Altersgruppen aus Horn und Umgebung eingefunden hatten, die bei aller Unterschiedlichkeit eine Sache verbindet: Die Bewohner dieser Stadt verwahren sich gegen Hetze, Spaltungsversuche und Provokationen.
Als die rechten Kader merkten, dass sie mit ihren Redebeiträgen nicht nur auf taube Ohren stießen, sondern auch von energischen Buhrufen, Pfiffen, „Nazis raus“- und „Haut ab“-Sprechchören übertönt wurden, steigerten sie noch einmal ihre Provokationsversuche, indem einer ihrer Aktiven dazu überging, einzelne der Gegendemonstranten aus nächster Nähe zu fotografieren. Für einen kurzen Moment drohte die Stimmung zu kippen, als ihn einige der Betroffenen versuchten, ihn davon abzuhalten und dabei auch handgreiflich wurden. Die kampferprobten Kader der Rechten schienen auf eine solche Situation geradezu gewartet zu haben und warfen sich sofort mit vollem Körpereinsatz in das Getümmel; das beherzte Eingreifen der Ordner und der Polizei sorgte dafür, dass die Kontrahenten schnell voneinander getrennt werden konnten.
Nach etwas mehr als einer Stunde rechter Propaganda auf dem Marktplatz und lautstarkem Protest auf der anderen Seite der Mittelstraße packten die Nazi-Aktivisten ihre Lautsprecher und ihr Banner ein und machten sich auf den Heimweg. Einer ihrer Mitstreiter hatte zu diesem Zeitpunkt schon den Veranstaltungsort verlassen und zwar in Handschellen. Nach einer brutalen Attacke auf einen Gegendemonstranten war der Mann von Polizisten niedergerungen und festgenommen worden.
Was bleibt von diesem Tag? Anscheinend vereint die meisten Hornschen die Überzeugung, dass es in der Stadt keinen Raum für Nazi-Agitation geben darf. Bei allen Problemen, die es in dieser Stadt geben mag: Nichts wird dadurch besser, dass Hetzer und Brandstifter hier versuchen, ihr Süppchen zu kochen. Die Hornschen haben da klar Kante gezeigt – darauf können wir stolz sein. Jetzt sollte man gemeinsam alles daran setzen, zukünftig weitere rechte Provokationen in der Stadt zu verhindern und das Verbot aller faschistischen Parteien und Organisation zu fordern und durchzusetzen.